Am 24.11. fand ein Workshop von enervis für die YES Mitglieder statt. Im Zuge des Workshops gaben uns Miltiadis Zervas und Simon Rau, beide Berater bei enervis, einen Einblick in die Unterschiedlichen Arten der Grünstrombeschaffung und die damit verbundenen Beratungstätigkeiten.
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde der Teilnehmenden und einer Vorstellung der Tätigkeit von enervis, gab Simon Rau eine Einführung in die Grünstrombeschaffung. Hervorgehoben wurden dabei die unterschiedlichen Möglichkeiten von Unternehmen sich mit Strom aus erneuerbaren Energien zu versorgen. Zum einen haben Unternehmen die Möglichkeit Herkunftsnachweise (HKNs) für Grünstrom zu erwerben. Diese können von EE-Anlagenbetreibern, deren Anlage nicht Teil eines Förderprogramms ist, verkauft werden. Für die HKNs gibt es, ähnlich wie für CO2 Zertifikate, einen Markt, auf dem sich der Preis der Nachweise bestimmt. Erlöse aus dem Handel mit HKNs kommen also EE-Anlagenbetreibern zugute und fördern so die grüne Stromerzeugung. Allerdings beziehen die Käufer der Zertifikate nach wie vor den regulären Strom aus dem Stromnetz, in dem sich in der Regel auch von konventionellen Kraftwerken erzeugter Strom befindet. Hinzu kommt, dass HKNs durch die Stromerzeugung bereits bestehender (oft älterer, aus Förderregimen ausgeschiedenen) Anlagen generiert werden. Sie tragen somit nur insofern zum Ausbau der erneuerbaren Energien Teil, als dass die Erlöse aus ihrem Verkauf von den Anlagenbetreibern für Investitionen in neue Anlagen genutzt werden könnten.
Eine weitere, in Popularität stark steigende, Möglichkeit der Grünstrombeschaffung basiert auf sogenannten Power Purchase Agreements (PPAs). In diesen Verträgen verkauft ein Anlagenbetreiber, oft schon vor dem Bau einer bestimmten Anlage, den aus dieser Anlage produzierten Strom an einen Abnehmer. Ist die Anlage fertiggestellt erhält der Abnehmer, den von der Anlage produzierten Strom zu einem beim Vertragsabschluss festgelegten Fixpreis. So können sowohl Anlagenbetreiber als auch Abnehmer ihr Preisänderungsrisiko minimieren. Außerdem kann ein erfolgreich abgeschlossener PPA dem Entwickler einer Anlage bei der Finanzierung des Projektes helfen. Der Abnehmer eines PPAs trägt somit direkter zum Zubau von erneuerbarer Erzeugungskapazität bei. Allerdings findet auch bei PPAs die Belieferung des Abnehmers nur bilanziell und nicht physisch statt. Der Abnehmer bezieht auch bei dieser Art der Grünstrombeschaffung seinen Strom aus dem Stromnetz und nicht direkt von der erneuerbaren Anlage.
Um auch die physische Belieferung mit grünem Strom sicherzustellen, braucht es einen direkten Anschluss der EE-Anlage an die Produktionsstätte des Unternehmens. Dies ist die dritte im Workshop diskutierte Art der Grünstrombeschaffung. Nur durch die Installation der Anlage vor Ort kann das Unternehmen sicherstellen, dass es ausschließlich grünen Strom für seine Produktion verwendet.
In zweiten Teil des Workshops diskutierten wir in zwei Gruppen die Vor- und Nachteile der jeweiligen Beschaffungsart und entwickelten Kriterien anhand derer ein fiktives Unternehmen bei seiner Beschaffungsstrategie beraten werden sollte. Abschließend bearbeiten wir eine von Miltiadis Zervas und Simon Rau vorbereitete Excel Aufgabe in der anhand eines exemplarischen Lastgangs eines Unternehmens und einer EE-Anlage, die durch ein PPA abzudeckende Strommenge, sowie die Überschussstrommenge und der Marktwert der Anlage berechnet werden sollten.
Die Feedback Runde am Ende des Workshops viel sehr positiv aus. Die Teilnehmenden äußerten viel neues zum Thema der Grünstrombeschaffung gelernt zu haben. Auch der abwechslungsreiche Charakter des Workshops mit einem qualitativen Teil zu Beginn und einem eigenständig zu bearbeitenden quantitativen Teil am Ende wurde gelobt.
An dieser Stelle bedanken wir uns nochmal sehr herzlich bei enervis und insbesondere bei Miltiadis Zervas und Simon Rau für die Vorbereitung und Durchführung des Workshops!